Historie

Einer der ganz großen ist von uns gegangen - am 21. September 2019 ging das Leben von Eckhard Petri nach unheimlich kurzer und schwerer Erkrankung mit 70 Jahren zu Ende.

Eckhard Petri steht für die Urogynäkologie im deutschsprachigen Raum, aber auch international. Er setzte die Tradition der großen Urogynäkologen wie Stöckel und Richter fort.

Eckhard Petri absolvierte seine Ausbildung in der Urologie an der Mainzer Universitätsklinik, wie auch in der dortigen Geburtshilfe und Gynäkologie. Er war gleichsam Schüler von Hohenfellner. Wie auch von Friedberg. 

Eckhard Petri initiierte auch die ersten urogynäkologischen wissenschaftlichen Veranstaltungen, wie unter anderem seinen Kongress in Mainz, später in Idar-Oberstein, wohin er auch als Chefarzt wechselte, um dann letztlich den großen Schritt in den damals doch noch sehr angeschlagenen Osten nach Schwerin zugehen. Dennoch gelang es, mit dieser Veranstaltung, die großen Urogynäkologen nach Schwerin zu bringen. Die Tagung wechselte sich dann jährlich alternierend mit Halle ab und war schlechthin die urogynäkologische Hauptveranstaltung im deutschen Sprachraum. 

Petri war Leiter der Arbeitsgruppe Uroynäkologie der DGGG und Mitglied in vielen nationalen und internationalen Boards wissenschaftlicher Gesellschaften.

Der Ruf seiner exzellenten operativen Expertise ging weit über die deutschen Grenzen hinaus, er war in aller Welt ein gerngesehener Gastoperateur und später auch Gründungsmitglied der International Urogynaecological  Association (IUGA), deren Präsident er später auch wurde. Als fachlich exzellenter und eloquenter Redner war er über Jahrzehnte im in und Ausland hoch begehrt und für jedes Publikum ein Höhepunkt. Sein wissenschaftliches Oeuvre beträgt weit über 300 Publikationen, sein Buch „Gynäkologische Urologie“ erschien in vier vollständig überarbeiteten Auflagen.

Petri war kritisch neuen Entwicklungen gegenüber, dabei aber aufgeschlossen und immer sachlich und evidenzbasiert denkend. Sein ärztliches Handeln war dem Stil seiner Lehrer entsprechend menschlich und operativ exzellent sowie das gesamte Fach stets im Auge  haltend. In seiner langjährigen Tätigkeit als Chefarzt und urogynäkologischer Experte bildete er unzählige Kollegen aus und weiter und prägte lange Jahre eine moderne URO gynäkologische Medizin. Der Tod Eckard Petris ist ein schwerer Verlust für die operative Gynäkologie. Wir, die ihn kannten und schätzen, sind über diesen frühen Verlust bestürzt und werden ihn nie vergessen. Er ist zu früh von uns gegangen.
 

Nachruf von

Univ.- Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Kölbl 
im Namen aller Freunde und Weg gefährten 

Prof. Dr. Boris Gabriel 
im Namen des Vorstandes der AGUB e.V.

Prof. Dr. Anton Scharl und PD Dr. Gert Naumann
im Namen des Vorstandes der DGGG e.V.

 

Geschichte der Arbeitsgemeinschaft „Gynäkologische Urologie“, jetzt „Urogynäkologie“

Die Arbeitsgemeinschaft hatte im Nestor der gynäkologischen Urologie Walter Stoeckel (bis 1950 Direktor der Berliner UFK) und in seinem Schüler und Nachfolger Helmut Kraatz (von 1950 – 1952 Direktor der Hallenser UFK und von 1952 – 1970 Direktor der Berliner UFK) überzeugende Vorbilder. Hervorragende Lehrbücher, wie das dreibändige „Handbuch der gynäkologischen Urologie“ von W. Stoeckel aus dem Jahre 1938 , sein „Lehrbuch der Gynäkologie“, sowie die „Operationslehre“ von Felix von Mikulicz – Radecki, aber auch die von Stoeckel 1910 bis 1915 redigierte „Zeitschrift für gynäkologische Urologie“. Bereits 1906 hatte Zangemeister aus Königsberg einen „Atlas der Cystoskopie des Weibes“ herausgegeben, das erste Lehrbuch nach dem Krieg war die „Gynäkologische Urologie“ von Langreder 1961.

Grundsatzreferate von Kraatz über die „Ätiologie, Diagnostik und Therapie der weiblichen Harninkontinenz“ auf dem Frankfurter Gynäkologenkongress (1958) und dem Berliner Urologenkongress (1959) sowie ein von ihm initiiertes und geleitetes Internationales Symposium über „Urologische Komplikationen während und nach der Behandlung des weiblichen Genitalkarzinoms“ (1962) erzeugten bei Gynäkologen und Urologen wachsendes Interesse an ihrem Grenzgebiet. An der Berliner UFK wurde bereits 1970 eine Abteilung für gynäkologische Urologie ( W. Fischer) etabliert, noch im gleichen Jahr die Bildung einer „Arbeitsgemeinschaft (AG) für gynäkologische Urologie“ beantragte und genehmigt .

Am 27.11.1970 wurde im Kasino der alten Frauenklinik in der Tucholskystraße die Gründungsversammlung in Anwesenheit von 19 Teilnehmern aus Frauenkliniken (15) und urologischen Kliniken(4) fast aller Bezirke der DDR mit der Wahl von 2 Vorsitzenden und dem Schriftführer abgehalten. Beschlossen wurden 2 Tagungen pro Jahr, wovon eine jeweils im Winterhalbjahr in Berlin und die andere im Sommerhalbjahr zweitägig an wechselnden Orten der DDR durch die Mitglieder der AG auszurichten waren.

Um Praxis und Theorie zu verbinden, wurden zu Beginn der Tagungen stets Operationsprogramme durchgeführt und danach entweder am gleichen Ort oder in der Nähe nachmittags und am nächsten Tag Vorträge gehalten. Die Mitgliedschaft in der AG war sehr begehrt. So waren es 1979 vorübergehend 41 Mitglieder (31 Gynäkologen, 8 Urologen und 2 Radiologen).

1982 wurde das Buch „Urogynäkologie für Klinik und Praxis“ durch W.Fischer und Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft herausgegeben und ab 1979 erfolgten bilaterale Symposien mit der Sektion Urogynäkologie der CSSR(Abb.1).
 

Abb.1: Podiumsdiskussion über „Urodynamik in der Gynäkologie“ in Berlin 1983


Die wachsende Beliebtheit dieser Veranstaltungen (Abb.3) wurde 1987 durch die Ernennung beider Sektionsvorsitzenden zu Ehrenmitgliedern ihrer gynäkologischen Landesgesellschaften gewürdigt. Über die internationalen Aktivitäten und Kongressbesuche wurde ausführlich im Zentralblatt für Gynäkologie berichtet (z.B. Zbl.Gynäkol. 110 (1988) 1092 – 1101).Die Verteilung der Tagungsorte (Abb.2) zeigt, dass Berlin 16mal, Greifswald, Halle, Leipzig, Magdeburg, Rostock und Suhl je zweimal und die übrigen Tagungsorte jeweils einmal vertreten waren.
 

Abb.2: Tagungsorte der AG Urogynäkologie der DDR 1970-1990


Nach der 30. Tagung (1985) wurde die AG weitere 5 Jahre bis 1990 mit insgesamt 10 Tagungen als „Sektion Urogynäkologie der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe der DDR“ weitergeführt.

Abb.3: bilaterales Symposium CSSR/DDR April 1990
Abb.4: Dr.J.Eberhard, Dr.E.Petri, Dr.P.Faber

In der Bundesrepublik erfolgte 1977 auf Einladung von Prof.Dr.Lutwin Beck ein orientierendes Treffen in Hilden bei Düsseldorf zur Zusammenarbeit zwischen Urologen und Gynäkologen, Teilnehmer waren Prof.Dr.U.Ulmsten, Dr.U.Jonas, Dr.J.Eberhard, Dr.P.Faber und Dr.E.Petri.

1978 am 1.-3.Dezember war Prof.E.Dreher Gastgeber in Bern (Abb.4)

23.-25.November 1979 war in München Gastgeber Prof.H.J.Kümper, eine größere Gruppe aus der BRD und Österreich, aber auch Prof.Fischer aus der DDR mit erstem festen Vortragsprogramm (Viszerographie, Urodynamik vor und nach Operationen,…) 

28.-30.Mai 1981 war in Bremen Gastgeber Prof.J.Heidenreich ( gerade verstorben) mit großer Gruppe, aus der DDR Prof.Fischer und Prof.Retzke ,mit festes Programm und Wattwanderung. 

 

Abb.5: offizielle Anerkennung durch die Deutsche Gesellschaft (BRD)


Am 16. .September 1982 erfolgte in München nach offizieller Anerkennung durch den Vorstand der DGGG (Abb.5) die Gründungsversammlung der Arbeitsgemeinschaft der BRD im Rahmen des 24. Kongresses der DGGG im Vortragssaal des Deutschen Museums (Abb.6). Zuvor war vom Vorstand der DGGG der Beschluss zur Anerkennung einer solchen Arbeitsgemeinschaft eingeholt worden. Es waren 32 Gründungsmitglieder anwesend und nach Abstimmung und Festlegung der Regularien erfolgte ein wissenschaftliches Programm mit Themen zu Morphologie, Urodynamik und Diskussion über die Zusammenarbeit mit der Urologie.

Abb.6: Protokoll der Gründungsversammlung


6.-8.Mai 1983 Berlin : 26 Teilnehmer, darunter Prof.Janssens/Niederlande und Prof.Rud/Norwegen – am Abend Klavierkonzert von Beethoven mit Maurizio Pollini in der Philharmonie

19.-22.September 1984 Frankfurt DGGG : Wahl von Prof.K.Richter zum neuen Vorsitzenden 

26.-27.September 1985 Post-FIGO-Symposium Freiburg- Prof.Hillemanns, als Gäste Profs.Assmussen,Ulmsten,Stanton,Richter,Kümper 

23.-26.September 1986 DGGG Düsseldorf : Wahl von E.Petri zum Vorsitzenden 

25.-26.Mai 1987 Wien - Organisator: Prof.G.Wagner mit großer Teilnehmerzahl (Abb.7)
 

Abb.7: Treffen in Wien 1987

Ab 1987 jährliche Seminare „Gynäkologische Urologie“, zunächst in Idar-Oberstein, ab 1992 in Schwerin (Abb.8).

Ab dem 14. Seminar 2000 gemeinsam mit Prof.Kölbl/Halle, später Mainz, dann mit Prof.Tunn/Berlin im Wechsel 

Ab Mitte der 80er Jahre fanden viele separate Veranstaltungen statt, so z.B. regelmäßig in Frauenfeld/Schweiz , Aarau/Schweiz und an verschiedenen Orten in Österreich. 

Im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe 1990 in Hamburg mit einer „Kurt Richter-Memoriam“ Sitzung erfolgte die erste gemeinsame Tagung mit der Sektion „Urogynäkologie“der DDR. 

Der weitere Verlauf der AGUB ist nach Gründung eines e.V. in der Homepage zu entnehmen. 

E.Petri